Meer und große Steine

Mein Senf: Mein Baby, dein Baby

Bisher dachte ich irgendwie, dass fast alle Eltern mit ihren Babies in etwa so umgehen wie ich (ähem) und wie ich es von meinen Freunden und Familie kenne: Wenn ein Baby schreit, schaut man was es hat (Hunger? Pipikaka? Müde? Auf den Arm? Langeweile?) und dann macht man halt eben dieses oder jenes, Baby hört auf zu schreien und gut is. Unsere Babies schlafen bei uns im Bett, werden gestillt, viel getragen und ja, das war es eigentlich auch schon.

Dann las ich den ein oder anderen Blog und lernte, dass das einen Namen hat und eine Art Philosophie dahinter steckt. Attachment Parenting. Na gut, gebt dem Ding einen Namen. Und da steckt sicher noch viel mehr hinter, als ich hier so flapsig ausgedrückt habe. Lasst uns darüber diskutieren, meinetwegen. Trotzdem hat sich mir die Diskussion nicht erschlossen: Warum sind da alle dafür, dagegen, wer macht es richtig, wer falsch? Ahnungslos, wie ich war, dachte ich, naja, NATÜRLICH gehe ich auf die Bedürfnisse meiner Babies ein und versuche sie zu erkennen. Das ergibt sich ja irgendwie von selbst. Machen doch auf die ein oder andere Weise alle so. Warum wird da so viel diskutiert?

Bis letzten Sonntag, auf einem Familienfest. Ich hoffe immer noch, dass die andere Mutter, die mit ihrem drei Monate altem Baby dort war, einen schlechten Tag hatte oder besonders cool rüberkommen wollte. Vielleicht war sie auch einfach zu schüchtern, um etwas zu sagen. Aber, was soll ich sagen, ich habe NOCH NIE eine Mama mit so wenig Draht zu ihrem Kind gesehen. Es tat mir im Herzen weh, dieses kleine Wesen zu sehen, dass so offensichtlich nach Nähe und Schutz suchte und stattdessen von einem Arm zum nächsten wanderte. Dazu wurde noch kommentiert: “Also, die beruhigt sich ja wirklich nur auf Papas Arm, haha!” Haha? Das arme Kind schrie fast das ganze Essen durch.

Dazwischen gab es Spaziergänge im Kinderwagen (damit sie einschläft) und Fläschchen. Ja, und wer gibt das Fläschchen? Die Großtante, die das Baby noch nie gesehen hatte. Statt zu trinken, schrie die Kleine weiter und wurde immer nervöser, während Tantchen versuchte, ihm den Nuckel in den Mund zu stopfen. Die Mutter saß ein paar Stühle weiter und sagte nichts, stattdessen griffen der Mann und ich irgendwann an ein und meinten, “wenn ein Baby so weint, kommt es am besten zur Mama, oder?”.

Also kommt das Kind zu seiner Mama. Diese versucht ein paar Minuten weiter, dem schreienden Baby die Flasche zu geben, es lässt sich aber nicht beruhigen. Das Kind wird an den Vater gereicht, es trinkt wieder nicht, von dort geht es zum Opa, da trinkt es auch nicht… “Die hat ja gar keinen Hunger!” lautet die Diagnose am Tisch. Das Baby schreit weiter und ich fragte mich langsam, wie lange das Gehampel noch weitergehen soll.

Zum Glück kam an dieser Stelle die Oma ins Spiel, die sich das Baby griff und eine Weile im Arm trug, bis es sich beruhigte. Als sie ihm dann das Fläschchen nochmal anbot, trank die Kleine die ganze Flasche aus – oh Wunder! und schlief dann auf Omas Arm ein (die leere Flasche wurde dann von Oma triumphierend herumgezeigt, aber das ist eine andere Geschichte). “Also hatte sie doch Hunger” staunten alle.

An dieser Stelle dachte ich: Ok, DARUM gibt es diese ganzen Diskussionen. Es gibt immer noch Mütter, die nicht wissen, auf ihr Baby einzugehen. Die es vielleicht nicht anders kennen. Die sich von den Kommentaren älterer Damen verunsichern lassen: “Wenn du sie jedes Mal hochnimmst, weil sie schreit, gewöhnt sie sich noch daran!” “Oh, pass auf, nachher schläft sie nie alleine ein!” “Was, die schlafen nicht in ihrem eigenen Bett?” “Ts, ts, immer auf Mamis Arm…”. To be continued.

Es gibt immer noch Menschen, die ein schreiendes Kind wie eine Puppe hin- und herreichen, anstatt es der Mutter zurückzugeben. Ab und zu finde ich selber eines meiner Babies in den Armen einer wildfremden Person wieder und frage mich, wie es dahin gekommen ist. Es gibt Situationen, in denen eine Mutter (inkusive mir) sich vielleicht nicht traut, zu sagen: “Gib mir mein Kind bitte wieder”. Da wird man ja auch gleich schief angesehen und als Glucke abgestempelt.

In Spanien werden Babies und Kinder viel mehr hochgenommen und angefasst als in Deutschland, daran habe ich mich schon gewöhnt. Die Spanier sind ein soziales und kinderliebes Völkchen und meistens finde ich es auch schön, dass Kindern hier so viel Interesse entgegengebracht wird. Der Tenor lautet: daran müssen sich die Kleinen eben gewöhnen, hier ist das eben so! Aber wenn ich sehe, dass eines meiner Babies sich unwohl fühlt oder weint, dann bin ich in Nullkommanix da und schaue, was los ist. Vielleicht hat das auch garnix mit Spanien zu tun und man kann solche Szenen in Deutschland genau so beobachten?

Plötzlich Ruhe! Wenn die Zwillingsbabies schlafen.

Ab und zu gibt es diese Momente (plural, jawohl!), in denen ich dasitze und denke: Huch, beide Babies schlafen! Was mache ich nun? Auf einmal gibt es da ein Zeitfenster in unbekannter Größe, dass ich vollkommen frei füllen kann. Aber, womit?

Ein Ratschlag den ich eine Trillion Mal gehört habe ist: Schlaf, wenn die Babies schlafen. Das geht ja nun mal gar nicht. Nachts, ja, gerne! Aber tagsüber? Da schlafe ich nur mit, wenn ein bis zwei Babies auf oder an mir dran liegen und ich mich nicht bewegen kann, ohne sie zu wecken. Denn nach dem Schlafen kommt immer ein großes ODER: Ich könnte jetzt schlafen, oder ich mache xyz.

“Na, dann tu doch mal was für Dich!”

Würde ich ja gerne, aber ich kann ja jetzt schlecht zum nächsten Spa abhauen. Ach, was sag ich da, zum Friseur wäre auch schick. Für solche Abenteuer brauche ich einen Babysitter oder eine nette Begleitung, die mir die kleinen Racker in den entscheidenden Momenten abnimmt. Oder anreicht, je nachdem.

Es gibt außerdem eine Fantastillion mehr Sachen, die endlich mal wieder tun könnte. Realistisch betrachtet reduzieren sich meine Möglichkeiten aufgrund meiner unbedingt erforderlichen Anwesenheit und der unbekannten Babyschlaf-Zeit X jedoch auf eine übersichtliche kleine Auswahl.

Liegen die Babies sicher? Na, los geht´s: An aller-aller-erster Stelle steht duschen. Laaaaaaange duschen. Bis der Spiegel beschlägt und ich mich fühle wie im Dampfbad. Raus aus der Dusche und zack, sind die Babies wieder wach. Aber ich fühle mich wie ein normaler Mensch, das ist einiges wert. Auch wenn ich es nicht mehr schaffe, mir die Haare zu kämmen.

Was, ich habe schon geduscht? Na gut, dann mach ich eben was anderes. Zur Auswahl stehen:

In Ruhe essen. Erfolgsquote: niedrig. Wenn das Essen fertig ist, quakt oft schon wieder jemand kleines. Klappt es aber und der Mann ist anwesend, können wir uns eines gemeinsamen Essens erfreuen. Um die Ruhe zu genießen, findet dieses meistens schweigend statt. Oder wir überlegen lange, was wir diesmal richtig gemacht haben und ob wir das wiederholen könnten. Wahrscheinlich ist es aber einfach nur Glück.

Mal schnell ein bissen aufräumen. Erfolgsquote: mittel. Halb aufgeräumt ist auch schön.

Das Internet durchlesen: Erfolgsquote: hoch. Geht auch mit schlafendem Baby auf dem Bauch oder in diesen grausamen Mama-Momenten nachts, wo Du aufwachst, nach den Babies schaust und beide selig schlafen.

Telefonieren. Erfolgsquote: Entweder sehr hoch oder sehr niedrig, je nach Gegebenheit:

a) Juhu! Beide lassen sich vom Klang meiner Stimme einlullen und schlafen selig weiter.
b) Oh, no! Während Baby eins in die Windel macht, wacht Baby zwei schreiend auf.
c) Hallo? Nein, nein, Du störst nicht. Jaaaa, dutzi dutzi, weiter schlaaaaafen! Wie geht es Dir? Moment! Ach, spannend! Was hast Du gesagt? Ach, weißt Du was, ich rufe Dich später nochmal an, wenn beide wieder eingeschlafen sind (letzteres klappt natürlich nicht).

 

Blogbeiträge schreiben. Erfolgsquote: niedrig. Kaum fange ich an zu schreiben

 

 

 

 

[Mehrere Tage dauernde Pause. Wir schweigen in Gedenken an die ungeschriebenen Blogbeiträge, die ich in meinem Kopf entworfen, ausformuliert und wieder vergessen habe.]

 

 

 

 

Ach, wisst ihr was, ich mach mir einfach einen Kaffee.

Die Geburt (Teil 2): Eine dramatische Wendung

Achtung! Wenn Du noch schwanger bist, und/oder keine Lust auf schlimme Geburtsgeschichten hast (und das hier ist wirklich schlimm und schrecklich und gar nicht schön) lies das hier einfach nicht. Ich habe lange gehadert, ob ich überhaupt hier im Blog darüber berichten soll und habe mich letztendlich dafür entschieden. Warum? Weil solche Dinge passieren. Weil es sicher noch mehr Frauen gibt da draußen, denen so etwas passiert. Weil ich hoffe, es hilft euch. Weil es hier in meinem frischen, neuen Blog an dieser sonst nicht weitergeht.

Aber, was ist denn eigentlich passiert?

Nach der Geburt hat sich meine Gebärmutter nicht wieder zusammengezogen und ich wäre beinahe verblutet. Die Ärzte haben alles versucht, um die Blutung zu stoppen. Nichts hat geholfen. Um mich zu retten, mussten sie meine Gebärmutter entfernen. Das ist verdammt beschissen und doof und ungerecht und wieso ich!?! Ein wichtiger, wunderschöner Teil von mir fehlt jetzt. Der mich jahrelang genervt hat mit seinen Krämpfen. Der aber immer für mich da war und diese zwei wunderschönen kleinen Babies so tapfer beherbergt hat. Danke, meine liebe Gebärmutter, mach´s gut. Ich werde dich vermissen, du Gute!

Jetzt bin ich aber gerade so sehr glücklich (und beschäftigt!) mit meinen beiden, dass ich gar keine Lust (und noch weniger Zeit) habe, Trübsal zu blasen. Es gibt natürlich Momente in denen ich traurig bin. Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, ich dürfte nochmal eine Schwangerschaft erleben. Es gibt Momente, in denen ich mich ertappe bei dem Gedanken: “Beim nächsten Mal mache ich das anders!” und mich dann daran erinnere, dass es kein nächstes Mal geben wird. Es gibt Momente, in denen ich bereue, nicht gleich in dieser ersten und einzigen Schwangerschaft alles genauso gemacht zu haben, wie ich es eigentlich wollte.

Vielleicht ist das die wichtigste Lektion, die ich hieraus gelernt habe: Mach alles gleich so, dass es für dich gut und richtig ist. Das Leben gibt einem oft genug nur diese eine Chance.

Wo waren wir stehengeblieben?

Es ist geschafft, meine Mädchen sind da! Erleichtert und glücklich warte ich darauf, dass ich aus dem OP-Saal komme. Irgendetwas stimmt allerdings nicht. Besorgte Gesichter, jemand drückt auf meinem Bauch herum. Ist das alles Blut, was da so schwellartig aus mir herausfliesst? “Das hört nicht auf”, sage ich. Die Ärztin an meiner Seite nickt stumm.

Es wird zunehmend hektischer, alle reden durcheinander und rennen aufgeregt hin und her. Die Blutung muss gestoppt werden! Eine Bluttransfusion wird bestellt. “Du musst jetzt schlafen” sagt jemand und ich bekomme eine Atemmaske aufgesetzt. Die nette junge Frau von vorhin sagt mir, ich soll an meine Babies denken – und dann bin ich erstmal weg.

Als ich aufwache, liege ich in einem grau-piepsenden Zimmer und schaue auf eine Wanduhr. Es ist halb sechs Uhr morgens, da habe ich ja doch eine Weile geschlafen. Ich bin voll verkabelt und mein Hals kratzt. Mein Freund steht am Bettende. Es ist nicht halb sechs Uhr morgens, sondern abends. Irgendetwas ist passiert. Ich liege auf der Intensivstation.

Die nächsten Stunden verbringe ich im Dämmerzustand. Ab und zu kommt ein Pfleger herein, schaut auf die Geräte, dreht an dem Rädchen vom Tropf und geht wieder heraus. Durch die offene Tür höre ich die Belegschaft über eine abewesende Kollegin lästern und ich fühle mich ein bißchen wie in einer Arztserie. Zwischen Schlafen und Wachen kommt mein Freund alle paar Stunden zu mir und zeigt mir Fotos von den Babies, die mich jedesmal zum Weinen bringen. Ich will hier raus und zu ihnen, sofort! Was ist passiert?

Wann kam die Ärztin, um mir alles zu erklären? Noch in der gleichen Nacht? Jedenfalls sitzt sie irgendwann mit meinem Freund an meinem Bett und spricht, aber das Gesagte kommt kaum bei mir an. Hat er mir vorher schon gesagt, dass ich viel Blut verloren habe? Tatsache ist, dass ich nach der Geburt fast die Hälfte meines Blutes verloren und mindestens sechs Bluttransfusionen bekommen habe. Während mein Freund mit den Babies auf mich wartete, wurde im OP um mein Leben gekämpft.

Die erste Nacht ihres Lebens verbrachten unsere Mädchen mit ihren Großeltern. Mein Freund hat in dieser Nacht auf einen Schlag unheimlich viel Verantwortung übernehmen müssen. Für unsere Babies, für mich und für uns. Er verbrachte die ersten Stunden nach der Geburt in großer Unsicherheit, ob ich überleben würde. Er musste meine Eltern in Deutschland anrufen und ihnen erklären, dass es mir nicht gut ginge, in einer Sprache, die nicht die seine ist. Er rief seine Eltern zu Hilfe, damit er bei mir sein konnte, so oft er zu mir durfte.

Fast einen Tag lang gab es keine Entwarnung, niemand, der ihm sagen konnte: Sie schafft das.

Und dann, endlich, bin ich aufgewacht.

Die Geburt (Teil 1): Meine Zwillingsmädchen sind da!

Meine Babies liegen neben mir auf dem Sofa und machen Siesta. Die letzten Wochen sind rasend schnell vergangen, obwohl die Tage schlaftrunken dahinschlichen. Ich blicke zurück auf eine turbulente Geburt, in einem anderen Land und mit gleich zwei Happy Ends.

Die letzten Schwangerschaftswochen

Mein Bauch wuchs und wuchs und konnte einem wirklich Angst machen. Meine Mädchen hatten kaum noch Platz darin, Juni drückte ihren Hintern heraus und machte aus meinem ehemals runden Bauch einen unförmiges riesiges Etwas.

In diesen letzen Tagen der Schwangerschaft hätte ich mir etwas mehr Betreuung gewünscht: die Kontrollen waren weiterhin “nur” einmal wöchentlich und der Arzt wollte eine weitere Woche abwarten, bevor über eine Einleitung entschieden würde. Jeden Tag hoffte ich, dass sie sich auf den Weg machen. Anzeichen für eine bevorstehende Geburt gab es allerdings keine, der Bauch wurde immer größer und ich schleppte mich weiter durch die Welt.

Ihr Kinderlein, kommet!

Zwischen Spazierengehen und beckenkreisend auf dem Gymnastikball sitzen zogen sich die letzten Tage dahin. Nichts passierte. Also setzte ich mich doch nochmal an den Rechner und erledigte allerlei liegengebliebenen Kleinkram. Vielleicht wären wir drei erst bereit, wenn wirklich alles erledigt war? Endlich verschickte ich die letzte E-Mail und hatte nun das Gefühl: Jetzt dürfen sie kommen, die zwei. Aber bitte sofort!

Am nächsten Tag war mir dann auch gleich etwas unwohl. Endlich Wehen! Unregelmäßige, manchmal schmerzhafte, gut auszuhaltende Wehen. Sehr gut auszuhalten, also auch nicht besonders ernst zu nehmen, dachte ich mir. Tagsüber war meine Schwägerin zu Besuch; um die Schwiegerfamilie nicht zu alarmieren, sagte ich erstmal nichts. Auch nicht beim abendlichen Spaziergang mit meinem Freund. Schließlich sagte ich doch was, weil es mir zu ungemütlich wurde und ich Angst vor einem Blasensprung an der Hafenpromenade bekam.

In der Nacht ging es dann genauso weiter: Wehen, ja, aber nicht so stark.

Auf dem Weg ins Krankenhaus

Nach einer unruhigen Nacht werde ich morgens um acht wach und weiß: Die kommen heute. Liegen ist ungemütlich, also stehe ich auf und frühstücke. Und da sitze ich, mit dem Kaffee in der Hand, und spüre ein ganz zartes Plopp. Von einem Moment auf den anderen bin ich hellwach, aufgeregt und nervös. Die Fruchtblase ist geplatzt! Aber Moment mal, müsste das Fruchtwasser nicht klar sein? Das ist ja rosa!! Bei mir läuten sofort die Alarmglocken: Das ist nicht die richtige Farbe, ich will so schnell es geht ins Krankenhaus.

Mein Freund hat im Geburtsvorbereitungskurs gelernt, dass man bei Blasensprung noch Zeit hat, in Ruhe zu duschen und etwas zu essen. Das möchte er nun gerne auch so umsetzen. Ich möchte los, und zwar sofort.

Also hetzen wir irgendwie angezogen zum Auto. Das Auto springt nicht an. Ein Taxi, aber sofort! Unbeeindruckt von meinem nervösen Gedrängel will mein Freund es weiter versuchen. Das kann doch nicht sein, dass das jetzt nicht anspringt…ich bin drauf und dran aus dem Auto zu springen und mir alleine ein Taxi zu rufen. Nach einer Ewigkeit von fünf Minuten werde ich erlöst, der Motor brummt und wir fahren los zum Krankenhaus.

Im häßlichen Kreißsaal

Als wir uns am Schalter melden, möchte ich sofort meine Botschaft von dem rosa Fruchtwasser an den Mann bringen. Es scheint aber niemanden zu interessieren und wir werden gemächlich Geburtsstation geführt.

Unser Zimmer ist kahl, klein, ungemütlich und hat kein Fenster. Immerhin gibt es eine Dusche und eine Toilette. Hier werden wir also die nächsten Stunden verbringen. Da hatte ich mir zugegebenermaßen mehr erhofft. Neben dem Bett, einem Stuhl, meinem Freund, der Ärztin und der Hebamme sehe ich weder Platz für den vielgerühmten Gymnastikball noch für ausgeprägtes Wehen-wegspazieren meinerseits.

Meine Beweglichkeit wird sowieso direkt eingeschränkt: Die Herztöne meiner Babies einzufangen gestaltet sich äußerst schwierig, so dass ich die meiste Zeit mit einer Hand das Messgerät festhalte. Dank Schwangerschaftsdiabetes bekomme ich später an die andere Hand einen Zugang für Insulin und Nährlösung, an Aufstehen ist also nicht mehr zu denken. An dieser Stelle verabschiede ich mich endgültig von meinem Geburtsplan.

Nebenan gibt es eine weitere Geburt. Ansonsten ist es ruhig. Durch die offene Tür hören wir die Belegschaft quatschen.

Ein langer Tag

Eine ganze Weile passiert nichts. Oder besser: Es passiert so einiges, aber die Geburt will nicht voran gehen. Erst wird mir eiskalt, und die Hebammen holen mir eine Wärmflasche und Decken. Darin eingemummelt liege ich mit klappernden Zähnen im Bett, dann möchte ich die Decke so schnell wie möglich wieder loswerden. Mir ist heiß! Die Wärmflasche wird durch einen nassen Lappen auf der Stirn ersetzt, den mein Freund geduldig wendet und wässert. Wenn das Fieber nicht heruntergeht, erklären die Ärzte, wollen sie einen Kaiserschnitt machen. Das kommt ja mal gar nicht in Frage!, denke ich mir. Und tatsächlich geht das Fieber wieder herunter, die Lage beruhigt sich.

Meine Wehen bleiben aber unregelmäßig und sind anscheinend nicht besonders stark (obwohl sie schon ordentlich weh tun). Es gibt also das gefürchtete Oxytocin. Als das wirkt, schmerzt es wirklich. Und wie! In der Hoffnung eine gute Position für, mit, gegen die Schmerzen zu finden, kämpfe ich mit dem Bett und verliere. Nie hätte ich gedacht, dass ich die Schmerzen so schlecht aushalte, aber als mir die PDA angeboten wird, will ich sie sofort, bitte! Mein Freund steht daneben und insistiert: Du wolltest doch gar keine PDA… Mir ist das egal, es soll einfach nicht mehr weh tun.

Als der Schmerz nachlässt, fühle ich mich wunderbar. Entspannt im Bett liegend benachrichtige ich meine Familie, dass die beiden auf dem Weg sind. Seltsam, so dazuliegen, ohne etwas zu spüren. Ich schlafe ein. Mein Freund fühlt sich nutzlos und beobachtet den Wehenschreiber. Ab und zu kommt die Ärztin und kontrolliert den Muttermund, wir machen gute Fortschritte. Ich freue mich auf die beiden. Die Geburt nebenan ist schon vorbei, wir hören ein Baby schreien. “Bald kommen unsere!”, denken wir.

Jetzt sind wir die einzige Geburt des Tages und haben somit sozusagen VIP-Status. Die diensthabenden Ärzte und Hebammen kommen immer mal wieder hereinspaziert, eine Zwillingsgeburt ist ja recht selten; außerdem scheinen sie sich zu langweilen. Und so werden wir heute von zwei Ärzten und vier Hebammen betreut.

Kurz vor zwölf: Kaiserschnitt

Über den Tag habe ich mein Zeitgefühl vollkommen verloren, aber seit dem Blasensprung sind schon einige Stunden vergangen und es ist Abend geworden.

Der Muttermund ist bei 10 cm und die Herztöne von Kind zwei scheinen unregelmäßig zu sein – die Babys müssen raus. Wir stellen die PDA ab, damit ich mehr Gefühl fürs Pressen bekomme. Aus irgendeinem Grund geht es nicht voran, obwohl die Ärztin schon das erste Köpfchen erfühlen kann. Was ist da los? Schon ist es elf Uhr nachts und die Babys sind immer noch nicht da.

Kurze Beratung der beiden Ärzte, Entscheidung für einen Kaiserschnitt. Ich bekomme Angst, der Gedanke, bei der OP wach zu sein macht mich nervös. Gleichzeitig möchte endlich meine beiden Babys im Arm halten. Jetzt geht alles ganz schnell. Zu mehr als einem schnellen Abschied von meinem Freund im Krankenhausflur reicht es nicht, so schnell bin ich im OP. Um mich herum stehen eine Menge Menschen mit Hauben und Mundschutz, außer der Anästhesistin erkenne ich ohne meine Brille niemanden.

Zum Glück ist man auf dem OP-Tisch angeschnallt, sonst würde ich mich gleich wieder davonmachen. Beim ersten Schnitt fange ich an zu zetern: Die Betäubung wirkt nicht! Irritiert wird alles gecheckt, nein, kann nicht sein. Fühle ich wirklich was? Anscheinend nicht, denn es wird weiter geschnitten. Eine nette junge Frau (meine Hebamme? Ich Blindfisch!) hält meine Hand und warnt mich “So, was jetzt kommt, finden die meisten unangenehm.” Es ruckelt komisch in meinem Bauch und Petita ist da. Mit einem zweiten Ruckeln kommt Juni. Beide werden direkt herausgebracht, zum frischgebackenen Papa.

Wenig später werden beide zu mir in den OP gebracht. Zuerst Petita, eingewickelt in eine blaue Decke, das zarte Köpfchen schaut heraus; dann Juni, noch voller Käseschmiere und mit schwarzblankem Blick. Beide bekommen ein Küsschen und schon werden sie wieder rausgetragen.

Bald kann ich ja zu ihnen!

Die Qual der Wahl: Krankenhaus oder private Klinik?

Das spanische Gesundheitssystem ist etwas anders als in Deutschland. Sobald du hier gemeldet bist, bist du automatisch über die Seguridad Social versichert. Zusätzliche kann eine private Krankenversicherung abgeschlossen werden. Das habe ich direkt am Anfang gemacht, weil ich nicht wusste, wie das alles hier läuft und die Beiträge nicht besonders hoch sind.

Ist die Arztwahl in Deutschland immer ein Thema, wenn man in eine neue Stadt kommt, geht man hier einfach in das dem Wohnort zugewiesene Ärztezentrum. Dort wählst du einen festen Hausarzt und es gibt tagsüber Sprechstunden für aktuelle Wehwehchen. Es fehlt also an nichts, nur hat mich anfangs verunsichert, dass ich nicht wie in Deutschland einfach in die nächste Arztpraxis spazieren kann. Anfangs bin ich daher viel mehr zu den Vertragsärzten der privaten Versicherung gegangen.

Das Problem bei den Privaten ist für mich, dass ich immer das Gefühl habe, sie müssen an dir verdienen. Da fragt man sich bei manchen Maßnahmen, ob die wirklich so notwendig sind…ich wurde schon bei Kopfschmerzen als erste Maßnahme zum MRT und Röntgen geschickt. Es waren dann doch einfach Spannungskopfschmerzen, die mit ein paar Übungen wieder weg gingen. Aber noch halte ich mir das Hintertürchen Privatversicherung offen.

Ein großer Vorteil: Dank der privaten Versicherung war die Kinderwunsch-Behandlung günstiger, das war eine große Hilfe für uns.

Krankenhaus oder private Klinik?

Während der Schwangerschaft habe ich das staatliche Angebot genutzt. Man bekommt in Spanien eine Hebamme zugewiesen, welche einen durch die Schwangerschaft begleitet. Bei einer Zwillingsschwangerschaft gibt es etwa alle ein bis zwei Monate einen Termin mit der Ärztin zum Ultraschall (Einlingsmamis haben etwa drei planmäßige Ultraschalltermine, so wie in Deutschland). Dazu gibt es mehrere Kurse und Info-Abende: Am Anfang der Schwangerschaft gab es eine Art Einführungskurs, jetzt bin ich beim Schwangerenyoga und Geburtsvorbereitung. Leider habe ich es nicht zum Schwimmkurs geschafft, man kann nicht alles haben… Nach der Geburt gibt es Babymassage und einen offenen Stilltreff. Also, mir reicht das!

Allerdings wurden im Zuge der Krise in Spanien viele Leistungen gekürzt. Die Ärztezentren und staatlichen Krankenhäuser müssen aufs Geld achten. Während private Kliniken den Ruf haben, zu schnell zum Kaiserschnitt zu greifen, weil sie daran am meisten verdienen, wird in den öffentlichen Krankenhäusern möglichst eine natürliche Geburt angestrebt. Ob das so stimmt oder es einfach ein Vorurteil ist, kann ich leider nicht sagen.

Wir haben uns auch für die Geburt in einem staatlichen Krankenhaus entschieden. Warum? Erstens hat es einen guten Ruf, zweitens sind wir in zehn Minuten mit dem Auto dort. Letzteres beruhigt mich ungemein, habe ich doch eine irrationale Angst davor, auf dem Weg ins Krankenhaus im Stau zu stehen. Auf den guten Ruf baue ich natürlich auch, nur ob es diesem gerecht wird, weiß ich natürlich noch nicht. Das werden wir ja bald erfahren!

Übungen in Geduld: Schwangerschaftswoche 39

Die beiden Señoritas sind immer noch nicht da und ich muss gestehen, ab und an schleicht sich eine gehörige Portion schlechte Laune an. Wann kommen die beiden denn endlich?

Zwillinge kommen sowieso immer früher!

So hieß es anfangs von allen Seiten. Jetzt scheinen wir es mit zwei ausgesprochen kräftigen kleinen Mädchen zu tun zu haben, die so lange wie möglich in meinem Bauch verharren möchten. Selbiger wird jeden Tag unförmiger und ist nicht mehr schön rund, sondern wird durch die kleinen Babyhintern auf beiden Seiten ausgebeult.

Die Kliniktasche steht seit einem Monat fertig gepackt im Weg herum, der Kinderwagen wartet auf seinen ersten Einsatz und alle Babysachen sind gewaschen und nach Größe sortiert. “Wir sind bereit, ihr dürft jetzt kommen!” sage ich den beiden jeden Morgen, aber sie hören schon jetzt nicht auf mich.

Dabei ist “bereit” bestimmt nicht das richtige Wort, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt. Ich rechne mit einem mittleren Chaos.

Zeit vertreiben

Was also tun in der Ruhe vor dem Sturm? Alles läuft unter dem Motto: Wer weiß, wann ich wieder Zeit dafür habe! Also war ich beim Friseur, habe mir eine Pediküre gegönnt und war beim waxing. Wundersamerweise wächst da kaum was an den Beinen während der Schwangerschaft, endlich mal eine schöne Nebenwirkung.

Wirklich nervig ist, dass weder Sitzen noch Liegen gemütlich ist. Ob ich stehe oder laufe, der Bauch zieht nach unten: der Gymnastikball ist mein neuer bester Freund. Dort sinke ich schön tief ein, so daß der Bauch auf der Oberfläche liegt und gestützt wird. Also hocke ich die meiste Zeit wippend und hüftkreisend auf dem Ball und schaue mir langweilige Dokus an.

Einschlafprobleme

Schlafen zu gehen ist eine weitere Herausforderung. Jedes Mal stehe ich seufzend vor dem Bett und fange an, die Kissen in Position zu bringen. Dann wälze ich mich seitwärts auf die Matratze. Liege ich zu tief, bekomme ich Sodbrennen, aber halb-sitzend kann ich auch nicht einschlafen. Morgens wache ich auf der linken Seite liegend auf, Kissen um mich herum gestopft und irgendwo dahinter, auf einem kleinen Restchen Matratze, befindet sich mein Freund. Er kann übrigens auch nicht mehr gut schlafen, weil jede meiner Bewegungen das Bett in ein schlingerndes Bötchen auf hoher See verwandelt. Und nein, wir haben kein Wasserbett.

Trotz allem: ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich die ganze Schwangerschaft hindurch so fit geblieben bin, ohne Kotzerei, ohne schlimmere Vorkommnisse und mit zwei brav vor sich hinwachsenden Babys im Bauch. Die dicken Füße und der schwere Bauch kann ich im Gegenzug ein paar Wochen aushalten.

Tja, und nun? Nun spaziere ich im Schneckentempo um den Block, wasche Wäsche, räume die Küche auf und habe Zeit, Blogbeiträge zu schreiben. So gesehen hat die Wartezeit doch auch etwas gutes!

Der Geburtsvorbereitungskurs

Hatten wir einfach Glück mit der Hebamme? Man hört ja hier und da einiges an “Schauergeschichten”: Geburtsvideos, schreiende Hebammen (“so laut kann das werden!”) und statt Ruhe zu vermitteln, werden die Frauen eher abgeschreckt und verunsichert. Ich will nichts romantisieren, aber: wie es wirklich wird, weiß ich ja sowieso nicht, bis es so weit ist.

Unser Kurs war wirklich schön: Wir hatten eine kleine Gruppe und eine sehr nette junge Hebamme, die mit den Beinen baumelnd auf dem Tisch saß und mit uns in den letzten Wochen die wichtigsten Themen durchgegangen ist. Zunächst gab es immer eine Stunde Schwangerschaftsgymnastik (ohne die Männer) in der wir Zeit hatten Fragen zu stellen und erzählt haben wie es uns so geht. Das Vorurteil vom “Hechelkurs” hat sich von Anfang an nicht bestätigt.

Die Männer kamen dann später zur Theoriestunde dazu. Das war super, weil neben der Geburt auch die Themen Stillen, Kinderpflege, Wochenbett und natürlich die große Frage “Wann sollten wir ins Krankenhaus fahren” behandelt wurden. Sicher sind wir trotzdem aufgeregt, wenn es dann losgeht. Die Fragen und Sorgen der anderen Paare im Kurs zu hören, selber Fragen zu stellen und ein Gefühl dafür zu bekommen, was alles normal ist (und was nicht), hat mich die letzten Wochen der Schwangerschaft beruhigt.

Und gerade bei so Themen wie Stillen und Wochenbett fand ich es wichtig, dass mein Freund eine Idee davon bekommt, was alles auf einen zukommen kann. Es ist fast ein wenig schade, als der Kurs vorbei ist, weil wir seitdem nur noch die Kontrolltermine im Krankenhaus haben.

Jetzt beginnt also das große Warten.

Von Tiefkühlpizza träumen: Schwangerschaftsdiabetes sei dank!

Ja, meine Schwangerschaft verlief an sich nahezu beschwerdefrei. Aaaaaber: Die Schwangerschaftsdiabetes hat mich Nerven gekostet. Erstens weil ich mir einbilden darf, mich durchaus ausgewogen zu ernähren. Zweitens, weil sie trotz Essensplan einfach nicht in den Griff zu kriegen war. An dieser Stelle hat mein Körper nicht mitgespielt.

In den letzten drei Monaten habe ich also strikt nach Plan gegessen, der in meinem Fall so aussah: Joghurt zum Frühstück, Joghurt zwischendurch und Joghurt als Betthupferl. Joghurt ging bei uns in den letzten Monaten literweise weg. Zum Mittag und zu Abend haben wir natürlich ordentlich gekocht und ausprobiert was geht. Mit der Zeit haben wir ein paar Standard-Rezepte entwickelt, mit denen ich gut leben konnte.

Aber wie das so ist, wenn man nicht darf, findet man alles andere viel interessanter. Der Gedanke, sich abends müde und platt vom schwanger sein eine Pizza in den Ofen zu schieben, war noch nie so verlockend wie jetzt. Öffnet jemand eine Tüte Süßigkeiten, läuft mir das Wasser im Mund zusammen, dabei bin ich im “normalen” Leben gar nicht so versessen darauf. Der trockene Keks, den ich abends zu meinem Joghurt esse, wird zum Highlight des Tages. In meinem Kopf entsteht eine stetig wachsende Liste an Lebensmitteln, die ich nach der Schwangerschaft unbedingt essen will. Das essen zu können, worauf ich gerade Lust habe, ohne an Kohlenhydrate und Blutzucker zu denken, lässt mich voller Vorfreude auf die Zeit nach der Geburt blicken.

Im Moment stehen auf der Liste:

Alle möglichen Sorten von Lakritze und Haribo
Die leckere Pizza vom Italiener
Die Tiefkühlpizza für auf die Schnelle
Sushi
Eis
Croissants
Weißbrot
Hamburger (ohne darüber nachdenken zu müssen ob das Fleisch wirklich gut durch ist und mit leckerem Bäcker-Burger-Brot)
Limonade
Cola
alkoholfreies Bier (ich möchte ja gerne Stillen)
Kuchen, Teilchen und sonstige Spezereien vom Bäcker
Bocadillo con Jamón
Obst so viel ich mag

Ob ich nach der Schwangerschaft wirklich so viel Lust darauf habe? Ich bin gespannt!

Schwanger in Spanien – irgendwie anders?

Schwanger sein ist wahrscheinlich überall gleich – der Bauch wird überall rund, ob in Deutschland oder Spanien. Die Babys wachsen und Wehwehchen kommen und gehen. Trotzdem ist es anders für mich: Die meisten meiner Freunde und meine Familie sind weit weg und sehen mein Bauch nur auf Fotos wachsen. Der letzte Besuch war an Weihnachten, da war mein Bauch zwar schon rund, aber in den letzten Monaten hat sich dann noch einiges getan.

Weit weg von zu Hause

Manchmal fühle ich mich, als wäre ich aus Raum und Zeit gefallen und plötzlich in diesem Örtchen am Mittelmeer gelandet. Mein Freund ist von hier, ich habe also eine spanische Schwiegerfamilie und wir haben einige Freunde und Bekannte. Aber natürlich würde ich diese besondere Zeit gerne mit meinen Freundinnen und meiner Familie in Deutschland teilen.

Den Babies meiner Freundinnen sehe ich also per Skype beim wachsen zu und über WhatsApp werden eifrig Bauchfotos und Ultraschallbilder verschickt. Deutschlandbesuche sind eingeplant, sobald wir reisefertig sind und uns das zutrauen. Meine deutsche Familie und Freunde kommen vor allem im Sommer gerne hierher.

Mein Bauch gehört mir?

Ob es an der Mentalität der Menschen hier liegt, dass ich mich dennoch so fühle, als wäre ich von zahlreichen zukünftigen Tanten und Omas umgeben? Anfangs hatte ich ein bißchen Angst: Würden alle meinen Bauch anfassen oder kommentieren? Tja, mein Bauch ist vor allem in den letzten Wochen Anlass zur Bewunderung (und Schrecken) – ich bin in Schwangerschaftswoche 38 mit Zwillingen und er ist entsprechend beeindruckend.

Allen Ängsten zum Trotz habe ich jedoch die Aufmerksamkeit der Menschen hier genossen – und angefasst haben den Bauch eigentlich nur Freunde oder meine Schwiegerfamilie (und natürlich Hebammen und Ärzte). Ausnahme war die begeisterte Verkäuferin im Wäscheladen, die mir beim Aussuchen des Still-BHs geholfen hat, und es hat mich dann doch nicht gestört.

Mir gefällt die familiäre Atmosphäre: Die Frau an der Gemüsetheke im Supermarkt fragt meinen Freund, wenn sie ihn ohne mich sieht, ob die beiden schon da sind. Die nette Besitzerin des Tante-Emma-Lädchens bei uns um die Ecke kann kaum glauben, dass mein Bauch und ich immer noch bei ihr ein- und ausgehen. Jedes Mal verabschiedet sie sich mit guten Wünschen für die Geburt und wartet ebenso gespannt auf die Babys wie wir. Das gleiche gilt für den Babymarkt unseres Vertrauens: dort sind wir mittlerweile so oft gewesen, dass ein Besuch einem Kaffeeklatsch gleicht. Entsprechend haben wir jetzt schon eine kleine Tour mit den Babys vor uns, wenn wir wieder präsentabel sind, schließlich wollen alle die beiden kennenlernen.

Bald ist es hoffentlich so weit – wir werden langsam ungeduldig. Das Gefühl, dass da zwei Wesen in meinem Bauch heranwachsen ist sehr schön, aber so gemütlich es für die beiden ist – für mich wird es mit jedem Tag ungemütlicher.

Seite 5 von 5

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén

Klicken Sie hier, um Google Analytics zu deaktivieren.