Vor elf Tagen hatten wir den Kontakt zu der später positiv getesteten Familie. Seitdem sind wir in Quarantäne. Seit mein Test positiv ausfiel, habe ich mich von meiner Familie isoliert.
Wenn man so viel alleine mit sich und dem Virus ist, muss man ganz schön aufpassen, nicht aus jedem Zwacken ein Symptom zu machen. Schmerzt mir der Rücken vom der wenigen Bewegung oder ist das die Lunge? Ist da ein Halskratzen? Einen Schreckmoment habe ich beim essen, bis ich mich erinnere, dass mein Mann kaum (oder kein) Salz zum Kochen verwendet. Heute bekam ich ein ganz wunderbares kleines Paket von einer Freundin mit leckerstem Lakritz, das genauso schmeckt, wie es soll. Das Halskratzen habe ich gefühlt seit März. Also durchatmen, nicht verrückt machen und einen Tag nach dem anderen abhaken.
Dieses Jahr finde ich die Tage ohne besondere Begebenheiten ja sehr entspannend. Die Tage mit einer Routine und Zeit für etwas schönes, es muss nicht aufregend sein. Nein, danke, Aufregung hatten wir für dieses Jahr genug.
Die Kinder und der Mann sind ebenso wie ich isolationsmüde, wir wollen alle wieder zurück zu einer Art Normalität. Wie die aussieht, ist nicht so ganz klar, weil sich alles ständig ändert.
In vier Wochen Kindergarten waren die beiden genau zwei Wochen vollständig da, zeitgleich mit uns ist im Moment (zufällig) auch die Kindergartengruppe in Quarantäne. Morgen gibt es PCR-Tests für alle, außer halt für uns, wir haben ja schon. Bis Montag ist die Gruppe vorerst geschlossen, und dann sehen wir weiter.
Je nachdem haben wir also eine Normalität mit und ohne Kindergarten, ganz sicher eine ohne Besuch zu Hause, davon habe ich erst mal genug. Wir leben in Spanien, da kann man im Oktober immer noch super nach draussen. Eigentlich wünsche ich mir nur, dass wir vier wieder zusammen sind, ein paar langweilige Tage zu verbringen und abends mit den Kindern einzuschlafen.
Eine Woche Isolation, nörgelt mein Selbstverbesserungs-Ich, ohne Symptome, da hättest du doch toll arbeiten können! Immer positiv denken und die Zeit nutzen! Ein paar Sachen abarbeiten ging gut, aber kreativ zu werden, war schwierig. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, habe ich die Zeit trotzdem gut genutzt, nämlich mit Sachen, für die ich seit Jahren keine Zeit mehr hatte: In Ruhe schlafen, lesen, Filme und Serien gucken, Musik hören, ein bisschen schreiben und mit guten Freunden telefonieren. Ab und zu habe ich mich pflichtschuldigst ein bisschen gestreckt und gedehnt, außerdem jeden Abend im Bad und Zimmer alle Flächen gewischt, die ich so anfasse und natürlich gelüftet. Nur jeden Tag die Bettwäsche und Handtücher zu wechseln habe ich wegen Undurchführbarkeit und Wäschebergen sein gelassen. Im Arbeitszimmer habe ich auch nicht jedes Buch und jedes Dings gewischt, sondern nur die Tische und Tastaturen.
In diesen letzten elf Tagen habe ich nur einmal mit einem Arzt gesprochen, der sichtlich wenig Zeit hatte und am liebsten aufgelegt hätte, als er hörte, ich habe keine Symptome. Ein bisschen mehr Beistand hätte ich mir schon gewünscht. Wir haben länger übers Putzen geredet als über meine Gesundheit und das weitere Vorgehen, aber na gut.
Morgens und abends soll ich in eine App meine Symptome eingeben, die keine Kopf- oder Halsschmerzen abfragt, aber dafür allgemeines Unwohlsein. Dann eben keine Symptome.
Und nun? Darf ich nach zehn Tagen wieder zu den Kindern oder nach vierzehn? Bin ich ansteckend, war ich jemals ansteckend? Eine PCR zum Abschluss wird hier nicht gemacht, erfahre ich, “Bleiben sie lieber 14 Tage isoliert.” Wir können aber alle nicht mehr, also bin ich heute zu einem privaten Labor gefahren und habe da eine PCR gemacht, morgen Nachmittag gibt’s das Ergebnis.
Hier brauchen wir also nochmal gedrückte Daumen und einen Plan B, falls der Test wieder positiv ausfällt. Das Thema Isolation würde ich gerne langsam abhaken.